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Vom Lehel auf den Viktualienmarkt: Händlerpaar startet neu durch

Laut prasselt der Regen auf die Plane des Fruitique-Standes am Viktualienmarkt. Draußen laufen in Schals und Kapuzen eingemummelte Passanten vorbei — schnellen Schrittes, gesenkten Blickes und bewaffnet mit Regenschirmen. Sylvia Sedlacek beobachtet das Geschehen von ihrem Stand aus. Hier drinnen steht sie geschützt, das Zelt ist bis auf den Eingang zu allen Seiten verschlossen. „In den vergangenen Tagen war es auf dem Viktualienmarkt sehr ruhig, das schlechte Wetter hält leider viele Leute davon ab, das Haus zu verlassen und hier einzukaufen“, sagt die 46-Jährige, während sie mit einem langen Besen die Wassermassen vom Dach der Plane herunterschubst, das unter der schweren Last ächzt.

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Sylvia Sedlacek und ihr Mann Antonin haben erst vor zwei Wochen die Geschäftsführung des Fruitique-Standes übernommen. „Wir hatten zuvor einen kleinen, gut laufenden Feinkostladen im Lehel: frisch&fein. Der Obst und Gemüse Großhandel Fruitique hat unseren Laden damals beliefert. Vor etwa einem halben Jahr hat uns Fruitique gefragt, ob wir Lust hätten, Geschäftsleiter Ihres Standes am Viktualienmarkt zu werden“, erklärt Antonin. Und sie hatten Lust. Antonin Sedlacek: „Ich sehe hier am Viktualienmarkt Potenzial und eine große Chance für uns.“

In den vergangenen Tagen haben Antonin, Sylvia und zwei weitere Mitarbeiter ganze Arbeit geleistet. „Die Auslagen, Regale und Stützen haben wir vom Großmarkt geholt, wo sie eingelagert waren“, sagt er. Nun strotzt der Stand vor Farbe: Frisches Obst und Gemüse, Marmeladen und bunte exotische Früchte dominieren das Bild. „Wir haben jetzt sogar ein Kartenlesegerät installiert“, sagt Sylvia Sedlacek. „Fertig sind wir aber noch nicht. Das Kabelgewirr muss noch beseitigt und hier und da einige Verbesserungen vorgenommen werden.“

Von Anfang an Teil der Tradition

Schon lange prägt der Marktstand, der am Rande des Viktualienmarkts zwischen Liesl Karlstadt und Ida Schumacher Brunnen thront, das Bild des Viktualienmarktes: Familie Sutor, eine der Gründerfamilien des Viktualienmarktes, erbaute ihn vor mehr als 150 Jahren. Der Familie gehört außerdem der Fruitique – Obst und Gemüse Großhandel. Dieser hat seinen Umschlagplatz auf dem Areal der Großmarkthallen in Sendling. Von dort beliefert er seine Kunden, darunter auch seinen eigenen Stand, den die Familie Sedlacek leitet und weitere Händler vom Viktualienmarkt. Für Antonin ist das Gold wert: „Als wir noch unseren Feinkostladen hatten, kamen bereits um kurz nach sechs Uhr die ersten Lieferanten mit Molkerei-, Obst- und Gemüse- sowie Fleischprodukten. Seitdem wir auf dem Viktualienmarkt sind, beginnt unser Tag erst gegen acht Uhr – viel entspannter.“

In den letzten Tagen ist der 66-Jährige auch oft selbst auf den Großmarkt gefahren, um sich vor Ort von der großen Produktauswahl inspirieren zu lassen. Das möchte er so beibehalten. „Unser Anspruch ist es, unseren Kunden auch Sonderwünsche gerne zu erfüllen. Ich fahre daher regelmäßig in die Großmarkthalle nach Sendling und kümmere mich darum, dass meine Kunden bestens versorgt sind. Der Großmarkt ist zentral und gut erreichbar, das lässt sich gut in den Arbeitsalltag integrieren.“

Drei Söhne, einer ist Indie-Star

Seit fast 50 Jahren lebt der gebürtige Tscheche und gelernte Einzelhandelskaufmann nun schon in München. Er hat drei Söhne aus erster Ehe. „Meine beiden älteren Söhne sind Patentanwälte, mein Jüngster spielt in einer Band“, sagt Antonin Sedlacek. KYTES heißt diese Band, eine auch über München hinaus bekannte Indieband, die 2016 den New Music Award gewann. „Sie sind schon gut“, schmunzelt er und holt sein Smartphone raus, um YouTube zu starten.

Mit besserem Wetter erhofft sich das freundliche Ehepaar mehr Kunden. Aber auch Regenwetter stehen die beiden gut gerüstet entgegen: „Weste, Pulli, ein weiterer Pulli und wasserfeste Winterschuhe gehören aktuell zu unserer Ausrüstung“, lacht Sylvia Sedlacek.

 

Für die Standortinitiative „Großmarkt in Sendling. Jetzt.“ suchen wir stets Unterstützer: Einfach und schnell können Sie sich vom Handy oder Desktop bei unserer Unterstützungserklärung eintragen und sich für einen baldigen Neubau der Großmarkthalle aussprechen.

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