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Die Vision einer lebendigen Sortieranlage

In freundlichem Gelb steht sie vor dem Westtor des Großmarkts, ihre Augen sind auf die Markthallen gerichtet. Die Rede ist von der kleinen Nachbarin des Großmarkts, der Sortieranlage in Sendling. Nur eine Straße trennt die beiden Sendlinger Originale voneinander – die gemeinsame Geschichte verbindet sie. Heute stehen Großmarkt und Sortieranlage auf andere Weise miteinander in Kontakt als früher. Vom Neubau der Hallen soll auch die Sortieranlage durch eine Neuorganisation profitieren, dafür setzt sich die Bürgerinitiative „Lebendige Sortieranlage Sendling“ ein. Ihre Mitglieder haben eine Vision: Wie früher soll die Anlage ein Ort des fröhlichen Aufeinandertreffens unter Nachbarn werden. Sie wollen das frühere Flair der Sortieranlage zurückholen und sie als sozialen Treffpunkt im Großmarktviertel wiederbeleben. Florian Dilg von der Bürgerinitiative erzählt: „Die Sortieranlage war ein Ort, an dem nach der Arbeit noch schnell die letzten Einkäufe getätigt werden konnten. Dabei hat sich abends das halbe Viertel getroffen. Für das Restaurant nebenan musste sich niemand erst schick machen, da kam jeder hin, um gemeinsam eine Pizza zu essen oder ein Bier zu trinken.“ Sein Mitstreiter Ernst Dill ergänzt: „Und es war schön dort sogar abends noch in der Sonne zu sitzen.“

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Klauberweiber in der Sortieranlage

„Ganz am Anfang übernahm die Sortieranlage die Rolle der heutigen Münchner Tafel, sie ist praktisch deren Vorgängerin“, sagt Dill. „Bedürftige konnten sich an der Ausschussware bedienen, die nicht auf dem Großmarkt verkauft werden konnte. Die Frauen wurden ‚Klauberweiber‘ genannt – von auseinanderklauben.“ Später zogen kleine Geschäfte und Restaurants in die Sortieranlage ein und wieder spielte der Großmarkt eine entscheidende Rolle. Wie auch heute begann der Tag der Händler in den frühen Morgenstunden. Entsprechend war die Kundschaft, die zum Großteil aus den Markthallen kam, auch schon frühzeitig hungrig. „Der Gastronom Bussone zum Beispiel öffnete damals schon um vier oder fünf Uhr früh,“ erzählt Dill. Umgekehrt kam auch die Sortieranlage zum Großmarkt. „Wenn beim Gemüsehändler der Salat aus war, wurde ein Mitarbeiter mit der Stechkarre in die Großmarkthalle geschickt und zehn Minuten später war er mit frischem Nachschub zurück.“

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Viele Ideen für eine lebendige Zukunft

2009 mussten die Gebäude geräumt werden. Damals drohte der Dachstuhl einzustürzen. Aus der kleinen Ladenzeile gegenüber der Großmarkthalle mussten der Fisch- und Gemüsehändler zeitweise ausziehen. Nach der Renovierung wurden die Mitglieder der Initiative und Sendlinger durch den anschließenden Lehrstand auf das Gebäude aufmerksam. „Die dreieckige Form der Sortieranlage bildet einen Innenhof, der sich geradezu dafür anbietet Veranstaltungen auszurichten oder sich gemütlich, abseits der Straßen zusammenzusetzen. Innen der Hof, außenherum Räumlichkeiten für kleine Läden, Restaurants oder soziale Gruppentreffs“, führt Dill aus. „Vor zwei Jahren haben wir mit Anwohnern aus Sendling einen Workshop veranstaltet und viele Ideen gesammelt. Ergeben hat sich daraus die Vision eines Marktplatzes, der verschiedene Möglichkeiten für geschäftliche Entfaltung bietet, aber auch sozialen und kulturellen Nutzen haben soll. Noch dazu hatten wir den Einfall, einen Kinder- oder Seniorentreff in der Sortieranlage einzurichten.“ Wer Dilg und Dill so erzählen hört, merkt, wie sehr den Sendlingern ein neues Aufblühen der Sortieranlage am Herzen liegt und kann sich lebhaft das Treiben in und um die Sortieranlage vorstellen: Spielende Kinder, Eltern, die bei einer Tasse Kaffee die Sonne genießen und das ganze mitten in Sendling.

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Für 2018 schmiedet die Bürgerinitiative schon weitere Pläne: Sobald das Wetter wieder für Veranstaltungen im Freien mitspielt, will sie neue Events vorbereiten. „Wir wollen die Leute darauf aufmerksam machen und zeigen, dass in der Sortieranlage durchaus Leben sein kann. Das Konzert, das wir im vorigen Sommer veranstaltet haben, war da schon ein großer Erfolg“, erzählt Dilg. Die Mitglieder der „Lebendigen Sortieranlage Sendling“ machen sich auch für die Ziele der Standortinitiative des Großmarktes stark, schließlich betrifft das Thema das gesamte Viertel. Zusammen mit dem Großmarkt und dem Fruchthof ist die Sortieranlage jetzt sogar unter Ensembleschutz gestellt worden. „Auch das beweist den identitätsstiftenden Charakter der ganzen Anlage für Sendling. Diese Gebäude symbolisieren Heimat und erfüllen eine wichtige Funktion für das Viertel.“

Titelbild: (c) Waigand/ Lebendige Sortieranlage Sendling Aktionsbild.

Für die Standortinitiative „Großmarkt in Sendling. Jetzt.“ suchen wir stets Unterstützer: Einfach und schnell können Sie sich vom Handy oder Desktop bei unserer Unterstützungserklärung eintragen und sich für einen baldigen Neubau der Großmarkthalle aussprechen.

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