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Wie das Obst und Gemüse auf den Teller kommen

Während andere noch schlafen, herrscht in Deutschlands größter Markthalle Hochbetrieb: Per LKW kommen jährlich mehrere Tausend Tonnen Obst und Gemüse aus über 80 Ländern der Welt auf dem Großmarkt in Sendling an. Wie sieht ein gewöhnlicher Tag in der Großmarkthalle aussieht? Wer ist dort beschäftigt? Und wie gelangen Früchte und Gemüse zum Endverbraucher?

Der frühe Vogel

Münchens Großmarkt um zwei Uhr morgens: Draußen ist es noch dunkel, in der Großmarkthalle herrscht bereits reger Betrieb. Hier kommen um diese Uhrzeit alle Ladungen frischer Ware für den jeweiligen Tag an. Ob Gemüse, Obst oder Pflanzen, alles Notwendige wird angeliefert, um München und Umland sowie Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel zu versorgen. Die Lieferanten haben nicht lange Zeit und die Großhändler müssen nach Ankunft der Produkte alles kontrollieren, sortieren und an den jeweiligen Ständen präsentieren, bevor die ersten Kunden kommen. Und die kommen hier sehr früh. An der Zufahrt zum Großmarktgelände treffen kurz nach drei die ersten Einkäufer ein. Prinzipiell darf jede Person auf das Gelände der Großmarkthalle, dort gibt es auch die Möglichkeit morgens einfach nur einen Kaffee zu trinken und sich eine leckere Käsesemmel zum Frühstück zu holen. Die verschiedenen Imbissstände sind ein besonderer Treffpunkt, wo sich Verkäufer, Händler und LKW-Fahrer treffen und teilweise früh morgens deftige Hausmannskost brauchen, da für viele schon die Mittagspause angefangen hat, obwohl es erst fünf Uhr morgens ist. Einkaufen darf jedoch nur, wer eine spezielle Genehmigung hat. Viele der Einkäufer kommen mehrmals die Woche und kennen sich unter einander. Auf dem Großmarkt in Sendling geht es familiär zu.

Ohne Preise keine Competition

Nachdem die Güter abgenommen und kontrolliert wurden, müssen die Händler in kürzester Zeit auch die Preise für den jeweiligen Tag bestimmen. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zunächst wird geprüft, ob die bestellte Menge korrekt angeliefert wurde. Sobald dies geschehen ist, wird näher kontrolliert, dabei nehmen die Händler stichpunktartig Obst oder Gemüse aus der Ladung. Wichtig ist, dass die Produkte einwandfrei aussehen und keine Dellen oder Beschädigungen beim Transport erhalten haben. Neben Angebot und Nachfrage bestimmt auch das Aussehen der Ware den Preis und führt zu Schwankungen. Das Auge „kauft“ bekanntlich mit. Daraufhin wird die Frucht aufgeschnitten und geprüft, ob eventuell Würmer oder andere Insekten das Obst und Gemüse befallen haben könnten. Wenn alles in Ordnung ist, kommt die Geschmacksprobe, damit zählt sie zu den wichtigsten Kriterien. Wenn alle Kontrollpunkte erfüllt sind, können die Händler beruhigt in den Tag starten, dies bedeutet für sie, dass ihre Lebensmittel gut sind und sie einen guten Preis erhalten können.

In der Großmarkthalle gehen die ersten Verkäufe los und es gibt unterschiedliche Kunden: die einen überlegen, rechnen und feilschen gern und lang. Andere wiederum haben volles Vertrauen und geben nur die Stückzahl an. Vielen Einkäufern ist die Exklusivität und Herkunft der Ware wichtig: Das Thema Nachhaltigkeit rückt immer mehr in den Vordergrund. Somit werden zahlreiche Produkte mit kurzen Lieferwegen angeboten.

Die Paradiesvögel 

Das Angebot der Großmarkthalle ist immens. Da einige der Kunden exotische Früchte benötigen, wird ein Teil des Bedarfs aus weiter entfernten Ländern bezogen. Dank Globalisierung, kann aus fast jedem Land der Welt innerhalb von 24 Stunden geliefert werden. Während in der Großmarkthalle Hochbetrieb ist, kommt gegen sieben Uhr am Münchner Flughafen eine Ladung frisches Obst an. Während die Fluggäste den Flieger verlassen, nehmen Mitarbeiter der Fluggesellschaft die Produkte aus dem Frachtraum in Empfang. Für Lebensmittel aus Drittländern bestehen europaweit strenge Vorschriften. Für den Transport von Nahrungsmitteln gelten ganz andere Vorschriften als bei der Personenbeförderung, zum Beispiel gibt es ganz andere Temperaturregelungen. Bevor es weiter geht, werden die Nahrungsmittel in der Auslieferungshalle von den Mitarbeitern des Logistikunternehmens und der Einfuhrbehörde entgegengenommen und genauer angeschaut. Die Kontrolleure öffnen jeden Karton um Stichproben zu nehmen. Nachdem Proben entnommen wurden und das Labor grünes Licht gibt, darf die Ware erst ausgefahren werden.

Das Gemüse kommt auf den Tisch

Um neun Uhr morgens ist für die Mitarbeiter in der Großmarkthalle gerade einmal Halbzeit. Käufe werden in der Großmarkthalle traditionell zunächst nur mit Worten besiegelt, selbst wenn es sich um tausende Euros handelt. Sowohl Händler als auch Käufer versprechen sich im sogenannten „Gentlemans Agreement“, dass sie die Ware weder jemand anderem teurer verkaufen, noch dass sie bei einem anderen Händler günstiger Obst und Gemüse holen. Am Ende werden die Einkäufe an der Ausladestation abgeholt, bezahlt und können sofort in die Filialen ausgefahren werden. Sobald die Ware in den verschiedenen Läden angekommen ist, stehen die Früchte für den Verkauf an den Endkunden bereit.

Für die Standortinitiative „Großmarkt in Sendling. Jetzt.“ suchen wir stets Unterstützer: Einfach und schnell können Sie sich vom Handy oder Desktop bei unserer Unterstützungserklärung eintragen und sich für einen baldigen Neubau der Großmarkthalle aussprechen.

Bildmaterial © Pixabay

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