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Der Elisabethmarkt in Schwabing – eine Momentaufnahme im November

Es ist ein gewöhnlicher Herbsttag, früh am Morgen. Die Blätterhaufen türmen sich auf den Gehwegen. Meine Freundin liegt mir schon lange in den Ohren: „Wir müssen noch mal auf den Elisabethmarkt, bevor der umgebaut wird.“ Ich bin müde, mir ist kalt. Doch Eva zieht mich unerbittlich weiter. Die Aussicht auf einen heißen Kaffee auf dem Markt lässt mich weiterlaufen.

Wir biegen auf den Elisabethmarkt ein und als erstes sticht mir ein kleiner Spielplatz unter großen Bäumen ins Auge. Ich hatte mir den Markt eigentlich etwas größer vorgestellt, aber es ist alles da. Obst und Gemüse, ein Metzger, ein Käselädchen, ein Kaffeehaus. Einige der Pavillons stehen leer. Hoch über dem Markt, am Gebäude der Stadtwerke, prangt ein großes Graffiti mit dem Schriftzug Elisabethmarkt und verschiedenen Marktszenen. Die Farben sind schon etwas verblasst. „Das ist aus den 90igern“, sagt Eva. „Das andere Graffiti am Gebäude hatte den Händlern so gut gefallen, dass sie ihr eigenes wollten. Kunststudenten haben das gestaltet.“

Den Händlern auf dem Markt scheint die Kälte nichts auszumachen. Sie drapieren ihre Ware und schwatzen fröhlich mit den ersten Kunden. Eine alte Dame mit einer kleinen Feder am Lodenhütchen darf probieren. Meine Stimmung steigt. Ich mag solche Märkte. Ich bin dann sofort inspiriert. Aber das trifft es nicht ganz. Vielmehr tanzen Gemüsevariationen in meinem Kopf wild durcheinander und ich möchte sofort loslegen mit schälen, schnippeln und dünsten.

Bunt, frisch, saisonal und verpackungsfrei

„Ist das nicht toll hier, es hat so ein besonderes Flair?“, fragt Eva. Ich nicke und steuere auf den ersten Gemüsestand zu. Wie so oft, weiß ich nicht, wo ich zuerst hinschauen soll, so viele Farben, das Obst und Gemüse appetitlich angerichtet. Die Marktfrau schaut mich erwartungsvoll an. Vermutlich schaue ich etwas unschlüssig zurück. Die Marktfrau ergreift die Initiative: „Wirsing hat gerade Saison.“ Mal was anderes, aber warum nicht. Ich nicke wieder. Die Marktfrau deutet auf meinen Einkaufskorb und ich reiche ihn über den Tisch. Ich kaufe noch Zwiebeln, ein Bund Karotten und Petersilie. Alles ohne Verpackung, alles frisch.

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Wir kommen mit Händlern ins Gespräch. „Wie ist das für Sie mit der Sanierung?“, frage ich. „Nächstes Jahr soll es losgehen. Wir finden es gut, es ist dringend notwendig. Zwei Jahre soll der Umbau gehen. Wir ziehen für diese Zeit an den Rand des Elisabethplatzes in Container. Für die Anwohner ist es so kein Umweg.“ Eine andere Händlerin murmelt leise etwas von dem Stress, der damit verbunden sei. Wir gehen weiter.

„Wusstest Du, dass der Markt nach Kaiserin Sissi benannt wurde?“, fragt Eva. Nein, das wusste ich nicht. Überhaupt weiß ich wenig über den Markt. „Ja, sie soll wohl öfter mit ihrem Franzl nach Schwabing gekommen sein. Die Verwandten besuchen.“ Wie lange es den Markt wohl schon gibt, frage ich mich. Und Eva. „Seit der Jahrhundertwende, 1903 oder so. Es gab wohl auch eine Markthalle, doch die wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben stark beschädigt. Nach dem Krieg hat man die kleinen Verkaufshäuschen aufgebaut.“

Kaffee oder doch schon ein Weißbier?

„Wie wäre es jetzt mit einem Kaffee?“ Eva steuert die Gaststätte Wintergarten an. Der gelbe Pavillon soll früher als „Milchhäusl“ gebaut worden sein. Ein Arzt habe den Bau angeregt und persönlich darüber gewacht, dass ab 5 Uhr früh Milch ausgegeben wurde. Er soll sein Leben der „Eindämmung des Völkergiftes Alkohol“ gewidmet haben, so die Geschichte. Nun ja, offensichtlich nicht sehr nachhaltig, denn heute wird hier wieder Bier und Wein ausgeschenkt. Für mich ist es allerdings noch zu früh. Ich entscheide mich für ein klassisches Weißwurst-Frühstück, allerdings mit Kaffee. Die echten Münchner werden es mir nachsehen.

– ein Beitrag von unserer Autorin Claudia Kilian

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